bergkette

bergwacht_nuernberg WIR HELFEN WO HILFE GEBRAUCHT WIRD

100 Jahre Bergwacht Nürnberg

 

Zelt

1921 - 1930

In den Jahren politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit nach dem Ersten Weltkrieg nahm das Bergsteigen einen unerwarteten Aufschwung. Die Menschen drängten in die freie Natur und als negative Begleiterscheinung entwickelte sich ein Vandalismus von nie gekanntem Ausmaß. Flora, Fauna und Berghütten wurden von Wanderern und Touristen rücksichtslos zerstört. In diesen Jahren gründete sich die Bergwacht. 1921 fanden sich in Nürnberg verantwortungsbewusste Männer aus verschiedenen Touristen- und Wandervereinen zusammen und gründeten eine Bergwacht zur Neubelebung des Naturschutzgedankens und zur Durchführung eines Ordnungsdienstes in den Bergen unserer Umgebung. In den 20er Jahren kam es auch im Mittelgebirge zu einer bisher nicht gekannten Zunahme des Tourismus, in den Sommermonaten wurde das Klettern und in den Wintermonaten das Skifahren immer beliebter. So wurde die "Bergwacht" immer häufiger zu kleinen aber auch zu schweren Unfällen gerufen. 1923 wurde die Erste-Hilfe-Ausbildung in den Dienstplan der Bergwacht aufgenommen, es wurde ein Sanitätszug aufgestellt. Allein im Frankenjura wurde in der Zeit von 1925 bis 1930 in 2119 Fällen Erste-Hilfe geleistet und in der gleichen Zeit wurden 625 Abtransporte durchgeführt. In diesen Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der Bergwachtarbeit immer mehr vom ursprünglichen Ordnungs- und Naturschutzdienst auf den Bergrettungsdienst.

 

 

Karre

1930 - 1945

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, sein Verlauf und die politischen Folgen bestimmten viele Jahre auch die Arbeit und das Wirken der Bergwacht. Aber selbst in schwierigen Zeiten fanden sich Männer, die den Bergwachtgedanken in die Tat umsetzten, nämlich ohne Ansehen der Person, ohne Einfluss durch die Politik und ohne Rücksicht auf die Religion, den Menschen in Not zu helfen. So wurde auch in den Kriegsjahren der Bergwachtdienst durchgeführt und Posten bis in das Jahr 1944 aufgestellt. In den Kriegsjahren wurden zahlreiche alpine Rettungsgeräte entwickelt, wie zum Beispiel die Gebirgstrage, das Stahlseilgerät, ein Abseilsitz und der Akja.

 

 

retter

1946 - 1955

Nach dem Krieg erfolgte 1946 unter dem Protektorat der amerikanischen Besatzungsmacht die Neugründung der Bergwacht und die Eingliederung als selbständige Gemeinschaft in das Bayerische Rote Kreuz. Die Bergwacht nannte sich jetzt "Bayerische Bergwacht". Nach der Währungsreform brach auch für die Bergwacht ein neues Zeitalter der Bergrettungstechnik an. Die Rettungsgeräte, die während der Kriegszeit entwickelt worden waren, wurden jetzt eingesetzt.

 

 

 

 

hirschbach Hütte

1956 - 1992

1956 konnte die Bergwachtbereitschaft Nürnberg ihre ersten Diensträume in einem alten Hirtenhaus in Heuchling beziehen. Es sollte dann 12 Jahre dauern bis der zweite Dienstposten in der Peter-Schöner-Hütte am Prellstein eingeweiht werden konnte. Am Anfang der 80er Jahre konnte der Bergwachtstützpunkt Unterhirschbach bezogen werden. Durch die Einrichtung dieser Stützpunkte waren die Bergwachtmänner bei ihren Dienst nicht mehr auf den ständigen Aufenthalt in Gasthäusern oder Zelten angewiesen. In 2500 freiwilligen Arbeitsstunden haben sich die Nürnberger Bergwachtler 1992 eine neue Diensthütte im Hirschbachtal gebaut.

 

 

Heute

1992 - heute

Bedingt durch den oft schweren körperlichen Einsatz und die Strapazen bei Bergrettungsarbeiten war eine aktive Mitgliedschaft von Frauen in der Bergwacht nicht vorgesehen. 1992 wurde in einem Gerichtsurteil festgestellt, dass nach dem geltenden Recht, die Nichtzulassung von Frauen zur aktiven Mitgliedschaft in der Bergwacht nicht mit dem Artikel Nr.3 Abs.2 des Grundgesetzes zu vereinbaren sei. Seit diesem längst überfälligem Urteilsspruch sind Frauen in allen Bereitschaften wichtiger Bestandteil bei der Ausübung der Bergwachtarbeit.
Die Zeiten, in denen ein Verunglückter durch Bergführer, von Hirten oder von Holzknechten geborgen wurde, gehört der Geschichte an. Flächendeckend arbeitet im Hoch- und Mittelgebirge ein gut organisierter Bergrettungsdienst. Die rettungstechnische Ausstattung und der hervorragende Ausbildungsstand der Bergwachtmänner ist heute beispielhaft.

 

Dr. Heino Lichte